Clubabend mit Damen: Vortrag von Botaniker Michael Hohla

Der Obernberger Botaniker und Berufsschullehrer unterhielt mit einem kurzweiligen Vortrag über „eingeschleppte“ Pflanzenarten im Innviertel, Oberösterreich und Österreich. Seit rund 17 Jahren beschäftigt sich der Innviertler mit Botanik im Innviertel und hat mit seinen Forschungsarbeiten sowie seinen Publikationen national und international Anerkennung gefunden. 

 

 

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„Was ist wirklich heimisch?
Oder: Von Kamtschatka nach Senftenbach“

Eine Notiz von Roman Kloibhofer

„Ich beschäftige mich mit so unspektakulären Dingen wie Pflanzen. Es vergeht kein Tag, an dem ich das nicht mache…“. Dieses Bekenntnis macht ein gestandener Innviertler: Michael Hohla. Einst Bankangestellter, danach Berufsschullehrer – aber vor allem: Botaniker. Der Obernberger war beim Clubabend am 25. Februar zu Gast, um über seine Erkenntnisse zu referieren, welche Pflanzen im Innviertel, in Oberösterreich und in Österreich neu entdeckt wurden –und warum diese Pflanzen hierher gebracht, oder verschleppt?, wurden.

„Ich bin Spezialist für fremde Pflanzen“, sagt Michael Hohla und beginnt zu erklären, welche Möglichkeiten es gibt, dass Pflanzen aus exotischen Regionen hierher zu uns gelangen.

„Neophyten“ – so der Fachbegriff für neue Pflanzen – ist eines der Spezialgebiete von Michael Hohla, der kein Hehl daraus macht, dass ihn seine Leidenschaft für fremdes Wurzelwerk fasziniert, wenn nicht sogar besessen gemacht hat. So kann es schon vorkommen, dass er während einer Autofahrt plötzlich stoppt, um eine bislang hierzulande noch unentdeckte Pflanze zu fotografieren und eine Probe davon mitzunehmen. Dass dies mitunter auch auf der Autobahn geschieht? Nur ein Gerücht…

Rund 3000 Pflanzenarten gibt es in Oberösterreich, sagt Michael Hohla, etwa 2000 davon seien heimisch. Rund 1000 Pflanzen, die hierzulande wachsen, seien allerdings nicht heimisch, so Hohla, und stellt sich die Frage: „Wie kommen sie ins Land?“

Er hat auch gleich Antworten auf diese Frage parat: „Durch Saatgut, durch Verschleppung durch den Verkehr (mit Lkw, Bahn, Autos…), als Begleiter von Kulturpflanzen, durch Verwilderung, durch Vogelfutter („In der Nähe von Vogelhäusern finden sich gerne Hanf-Pflanzen…“) , aber auch durch die Land- und Forstwirtschaft“, erklärt der Botaniker und sagt: „Das ist ein Globalisierungseffekt!“

So wird der Obernberger auf der Suche nach fremden Pflanzen auf Transitrouten im Straßen- und Bahnverkehr fündig. „Autobahnen und Straßen sind ein Eldorado für Botaniker“, sagt er. Auf Raststationen, Mittelstreifen, Randstreifen von Fahrbahnen, entlang von Bahnlinien, auf Bahnhöfen  findet er so manche Neuheit – des Innviertels, Oberösterreichs, ja, sogar Österreichs. Und dann fragt er sich: „Was ist wirklich heimisch?“ Viele hierzulande nicht heimische Pflanzenarten haben sich in den vergangenen Jahren stark ausgebreitet, und in wenigen Jahren würden wohl unsere Kinder diese Pflanzen hier als selbstverständlich ansehen.

Dann spricht er von Pflanzen wie dem „Springkraut“, oder dem „Johanniskraut“ – einer ursprünglich aus dem atlantischen Raum stammenden Pflanze, die in Österreich nur (!) im Raum Schalchen wächst. Oder die Lupine, von der der Botaniker sagt: „Die machen auch ökologisch noch etwas kaputt!“ Der Beifuß etwa stammt aus der Region der russischen Halbinsel Kamtschatka. Sie hat Michael Hohla im Ziegelwerk in Senftenbach nachgewiesen. Kleine Welt…

Nicht alles, was fremd ist, ist auch schädlich – darauf legt der Obernberger Botaniker Wert. Allerdings sei manch importierte Pflanze mit Vorsicht zu genießen: Etwa der Riesen-Bärenklau, dessen Absonderungen bei Tageslicht zu schweren Verätzungen und Vernarbungen führen kann. Ragweed (landläufig auch „Ambrosia“ genannt) sei ebenfalls gefährlich – für Allergiker.

Die Leidenschaft für Natur, für das Pflanzliche, für Veränderungen, für Entdeckungen ist Michael Hohla nicht abzusprechen. Etwas Neues entdecken zu wollen, sei vielleicht auch ein bisschen mit „sportlichem Ehrgeiz“ zu vergleichen, sagt er.

Alles erforscht zu haben, alles begründet zu haben, ist offenbar nicht sein Ziel: Denn bei aller Wissenschaftlichkeit, bei aller Leidenschaft, bei allem Bestreben, neue Arten zu entdecken, zu kartografieren und zu hinterfragen bleiben ein gewisser Respekt der Natur gegenüber und eine gewisse Unergründlichkeit übrig, wenn Michael Hohla sagt: „Die Natur zeigt uns stets aufs Neue: Alles fließt!“